Kriminalstatistik Gesamt 1993-2017

Vorbemerkung

Die Veröffentlichung der polizeilichen Kriminalstatistik wird immer wieder von einem weiten Medienecho begleitet. Einzelne Medien versuchen bereits vor der offiziellen Veröffentlichung Daten zu erlangen, um entsprechende Aufmerksamkeit zu generieren und Themen zu setzen. Die vergangenen Jahre waren durch einen Anstieg der Anzahl der Straftaten gekennzeichnet, diese stiegen 2014, 2015 und 2016 mit einem besonders starken Anstieg 2016. In diesen Jahren war der Zuzug von Ausländern, insbesondere von Flüchtlingen, nach Deutschland besonders stark. Da wurde natürlich gleich ein Zusammenhang hergestellt, da tatsächlich auch existiert. Auf die Einzelheiten werde ich weiter unten eingehen.

Zeitliche Abgrenzung

Die von mir hier verwendeten Daten basieren auf der PKS Grundtabelle vom 07.02.2018 (ZR-F-01-T01_excel.xlsx). Sie umfasst den Zeitraum 1987-2017, also insgesamt 31 Jahre. Allerdings sind diese Zahlen nicht vollständig miteinander vergleichbar, denn für 1987-1990 umfasst die Statistik nur die alten Bundesländer, für 1991-1992 werden die alten Bundesländer einschließlich Gesamt-Berlin erfasst und erst ab 1993 wird das komplette Bundesgebiet in den aktuellen Grenzen einheitlich erfasst. Daher werde ich bei allen Betrachtungen nur den zuletzt genannten Zeitraum berücksichtigen.

Inhaltliche Abgrenzung

Die polizeiliche Kriminalstatistik beinhaltet die zur Anzeige gebrachten Straftaten. Andersherum: Straftaten, die nicht angezeigt werden, erscheinen nicht. Man spricht hier vom sogenannten Dunkelfeld. Der Umfang dieses Dunkelfeldes kann je nach Art der Straftat unterschiedlich sein, es kann sich aber auch im zeitlichen Verlauf ändern. Ebenfalls nicht erfasst wird, inwieweit es tatsächlich zu einer Verurteilung kommt. Außerdem nicht erfasst werden:

  • Staatsschutzdelikte
  • Verkehrsdelikte
  • Ordnungswidrigkeiten
  • Delikte, die nicht zum Aufgabenbereich der Polizei gehören (z. B. Finanz- und Steuerdelikte) und
  • Straftaten, die unmittelbar bei der Staatsanwaltschaft angezeigt werden.

Entwicklung der Anzahl der Straftaten insgesamt von 1993 bis 2017

Bei der oben bereits dargestellten Gesamtentwicklung habe ich bewusst einen Trick verwendet, der die Entwicklung möglichst dramatisch aussehen lässt: ich habe den Beginn der Y-Achse in die Nähe des tiefsten Wertes gerückt. Dadurch erscheinen die Veränderungen wesentlich gravierender. Wenn man eine am Nullpunkt ansetzende Y-Achse verwendet, dann ergibt sich dieses Bild:

Man kann also feststellen, dass, bei alles Problematik im Einzelfall, die Entwicklung insgesamt wesentlich weniger dramatisch ist, als sie häufig in den Medien dargestellt wird: Es wurden im Jahr 2016 lt. PKS 6.372.526 Straftaten verübt, womit sich der mehr oder weniger kontinuierliche Anstieg seit dem Jahr 2011 fortsetzte, aber das Niveau der Jahre 1993-1998 und 2003-2005 wird, teilweise deutlich, unterschritten.

Entwicklung der Anzahl der Tatverdächtigen insgesamt von 1993 bis 2017

Die Anzahl der begangenen Straftaten ist von der Anzahl der Tatverdächtigen zu unterscheiden. Ein Tatverdächtiger kann mehrere Straftaten begangen haben. Genauso gut ist es aber auch möglich, dass mehrere Tatverdächtige gemeinsam eine Straftat begehen (klassisches Filmbeispiel: die Bande, die gemeinsam eine Bank ausraubt). Die Anzahl der Tatverdächtigen und die Entwicklung der Anzahl der Tatverdächtigen ist vor allem dann wichtig, wenn man die Tatverdächtigen hinsichtlich ihres Alters, ihres Geschlechtes und ihrer Nationalität nach betrachten will.

Schauen wir uns zunächst an, wie sich die Anzahl der Tatverdächtigen im Betrachtungszeitraum entwickelt hat.

Bereits bei dieser Darstellung ist zu erkennen, dass, anders als bei der Anzahl der Straftaten, die Zahl der Tatverdächtigen im Betrachtungszeitraum gestiegen ist.

Vergleich Entwicklung Straftaten und Tatverdächtige

Während die Anzahl der Straftaten von 6.750.613 im Jahr 1993 auf 6.372.526 zurückging stieg die Zahl der Tatverdächtigen von 2.051.775 im Jahr 1993 auf 2.360.806 im Jahr 2016 an. Soweit die langfristige Entwicklung. Noch deutlicher wird dieser Sachverhalt bei einer parallelen Betrachtung der beiden Sachverhalte übe den gesamten Zeitraum.

Man erkennt hier sehr gut, dass es einerseits Jahre gab, bei denen sich Straftaten und Tatverdächtige nahezu gleichermaßen oder zumindest in der Tendenz gleichermaßen entwickelt haben (z.B. 1999, 2002-2006) und Jahre mit einer extrem unterschiedlichen Entwicklung (1994-1998, 2011, 2015). Auf die hierfür werde ich in einem weiteren Beitrag eingehen.

Quelle

Alle auf dieser Seite in Texten angeführten Zahlen oder in grafischen Darstellungen zugrunde gelegten Zahlen basieren auf der PKS Bundeskriminalamt, 2017, Datentabelle ZR-F-01-T01_excel.xlsx: Polizeiliche Kriminalstatistik, Grundtabelle - ohne Tatortverteilung, ab 1987, 4-stelliger Straftatenschlüssel, erstellt am: 07.02.2018. (Achtung: Der Name der Excel-Datei ist nicht jahresspezifisch, d.h. Tabellen für das Jahr 2017 haben den gleichen Namen wie Tabellen für das Jahr 2016.)

Auf der Webseite des BKA werden zahlreiche Informationen zur Kriminalstatistik bereitgestellt. Die Daten für 2017 umfassen Gesamtübersichten und Übersichten zu den einzelnen Bundesländern. Die von mir verwendete Tabelle findet man unter den langfristigen Zeitreihen Übersicht Falltabellen.