Wenn man sich diese Grafik zur Bevölkerungsentwicklung in Deutschland im Zeitraum von 1991 bis 2018 ansieht, dann erscheint die Entwicklung wenig spektakulär:
Insgesamt wuchs die Bevölkerung in diesem Zeitraum von knapp 80 Mio auf zuletzt 82,9 Mio. Das entspricht einem Zuwachs von insgesamt 2,6% oder 0,1% pro Jahr. Ich möchte aber diese Gesamtentwicklung etwas näher beleuchten, und zwar unter zeitlichen und regionalen Aspekten. Dazu habe ich zunächst die Daten der obigen etwas deutlicher skaliert.
Es gab zunächst einen deutlichen Anstieg in der ersten Hälfte der 1990er Jahre, von 1991 bis 1997 wuchs die Bevölkerung um 1,5 Millionen. Dieser Phase schloss sich eine 6 Jahre andauernde Periode der Stagnation an. Nach 2002 begann ein kontinuierlicher Rückgang. Bis zum Jahr 2011 ging die Bevölkerungszahl gegenüber dem vorigen Höchststand 2002 (81,6 Mio) um 1,3 Mio auf 80,3 Mio zurück.
Danach setze wiederum eine Zuwachsphase ein, die insgesamt wesentlich dynamischer war als die der 1990er Jahre. Vom Tiefststand 2011 stieg die Einwohnerzahl in Deutschland im Jahr 2018 um 2,6 Mio.
Betrachtet man die Entwicklung im Betrachtungszeitraum in den Regionen alte Bundesländer, neue Bundesländer (jeweils ohne Berlin) und Berlin, so zeigen sich extreme Unterschiede.
Entwicklung der Bevölkerungszahlen in den alten Bundesländern (ohne Berlin)
Die Entwicklung der Bevölkerungszahlen in den alten Bundesländern bildet weitgehend den Trend im gesamten Bundesgebiet ab. Die Zwischenperiode des Rückgangs setzte jedoch später ein und war früher beendet. Insgesamt stieg die Bevölkerungszahl von 1991 bis 2018 um 4,8 Mio. bzw. 7,6%. Hinter diesem deutlichen Anstieg verbergen sich allerdings sehr unterschiedliche Tendenzen in den einzelnen Bundesländern.
Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen gab es nur einen Zuwachs von 2,6%, im Saarland und in Bremen gingen die Einwohnerzahlen sogar zurück, in Baden-Württemberg und Bayern gab es jedoch Zuwächse von 11,6% bzw. 13,2%.
Entwicklung der Bevölkerungszahlen in den neuen Bundesländern (ohne Berlin)
Die Entwicklung der Einwohnerzahl im Osten Deutschlands kennt dagegen nur eine Richtung: sie sinkt Jahr für Jahr. Einzig im Jahr 2016 gab es einen marginalen Zuwachs. Insgesamt sank die Zahl der Einwohner in den neuen Bundesländern von 1991 bis 2018 um knapp 2,1 Mio, rund 14% des Einwohnerstandes von 1991. Allerdings war das Ausmaß der Bevölkerungsabwanderung unterschiedlich.
Am geringsten fiel der Rückgang -vermutlich auf Grund des Speckgürteleffektes- in Brandenburg aus. In diesem Bundesland lag der tiefste Wert auch schon im Jahr 2013, danach gab Zuwächse. Ähnlich auch in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen. Allerdings fielen hier die Zuwächse noch bescheidener aus als in Brandenburg.
Entwicklung der Bevölkerungszahlen in Berlin
In der Hauptstadt ist eine Entwicklungstendenz zu erkennen, die weder dem Muster der alten noch dem der neuen Bundesländer folgt. Abgesehen von einem marginalen Anstieg zu Beginn der 1990er Jahre sank die Bevölkerungszahl in Berlin 13 Jahre lang in Folge. Die Einwohnerzahl ging bis zum Jahr 2006 um 176 Tsd. zurück und betrug im Jahr 2006 noch 3.260 Tsd. Einwohner. Danach setzte jedoch ein zunächst langsamer, dann sich beschleunigender Anstieg ein. Von 2007 bis zum Jahr 2018 stieg die Einwohnerzahl in Berlin um 365 Tsd. Sie liegt somit per Saldo um 189 Tsd. höher als 1991.